Zum Inhalt

Pronomen sind Elementarwörter, welche den ganzen Substantivsatzteil ersetzen können.

Personalpronomen

mi
ich ≈ "der Sprecher"
ni
wir ≈ "der Sprecher und (eine) andere Person(en)"
vi
≈ "der Angesprochene, die Angesprochenen"
li
er ≈ "die männliche Person oder die Person, deren Geschlecht unbekannt ist, über die gesprochen wird"
ŝi
sie ≈ "die weibliche Person, über die gesprochen wird"
ĝi
es ≈ "der konkrete Begriff, das Tier oder der Säugling, über den gesprochen wird"
ili
sie ≈ "die Menschen, konkrete Begriffe oder Tiere, über die gesprochen wird"
oni
man ≈ (eine) unbestimmte Person(en)"
si
sich ≈ "die selbe Person wie das Subjekt", wenn dieses nicht mi (ich), ni (wir) oder vi (du, ihr) ist

Personalpronomen können die Akkusativendung N erhalten:

  • Mi amas vin. - Ich liebe dich/euch.
  • Ilin konas Karlo. - Karlo kennt sie.
  • Ĉu vi ĝin vidas? - Siehst du es?
  • Elizabeto lavas sin en la lago. - Elisabeth wäscht sich im See.

Possessivpronomen

Durch das Anhängen der Endung A an den Personalpronomen bildet man die Possessivpronomen:

mia
mein(e)
nia
unser(e)
via
dein(e), euer, eure
lia
sein(e) (besitzanzeigendes Pronomen von 3. Person Singular "er")
ŝia
ihr(e) (besitzanzeigendes Pronomen von 3. Person Singular "sie")
ĝia
sein(e) (besitzanzeigendes Pronomen von 3. Person Singular "es")
ilia
ihr(e) (besitzt anzeigen Pronomen von 3. Person Plural "sie")
onia
eines (besitzanzeigendes Pronomen von "man")
sia
besitzanzeigendes Pronomen des Reflexivpronomens "sich"

Die Possessivpronomen erhalten genauso die Endung J und N wie die Adjektive: mia ĉambromiaj ĉambrojmian ĉambronmiajn ĉambrojn.

Wenn ein Possessivpronomen vor einem Substantiv auftaucht, dann verhält es sich wie ein Artikelwort und man fügt kein weiteres la (der, die, das) hinzu. Die Possessivpronomen informieren über den Besitzer und dies ist ausreichend, um dessen Definition auszudrücken. Wenn man die Possessivpronomen durch de-Ausdrücke ersetzt, sollte man normalerweise la hinzufügen: ilia ĉambro = la ĉambro de ili, mia edzo = la edzo de mi.

Wenn ein Possessivpronomen alleine ohne folgendes Substantiv vorkommt, so ist dies kein Artikelwort, und zeigt auch keine bestimmte Bedeutung an. Um dessen Definition anzuzeigen fügt man normalerweise la hinzu:

  • Tiu ĉi libro estas mia. - Dieses Buch ist von mir.

  • Tiu ĉi libro estas la mia. - Dieses Buch ist meins.

  • Mia aŭto estas difektita. Ni provu la vian. La vian = vian aŭton. - Mein Auto ist kaputt. Wir sollten deines nehmen.

Manchmal kann man auch dieses la vor eigenständigen Possessivpronomen auslassen, wenn der Kontext eindeutig ist:

  • Li pli ŝatas mian domon ol (la) sian. = ...ol sian domon. - Er mag mein Haus mehr als seines (sein eigenes). = ...als sein Haus.

Andere Pronomen

Auch andere Elementarwörter sind Pronomen (jedoch keine persönliche), z.B. die Tabellwörter auf O, U und ES und das Elementarwort ambaŭ (auch).

Erste Person

Mi

Mi (ich) steht im Singular (und weist gänzlich auf kein Geschlecht hin). Mi oder mia (mein) wird vom Sprecher verwendet, um über sich selbst zu sprechen. In der Grammatik wird dies oft als "die erste Person" bezeichnet:

  • Mi venas de la avo, kaj mi iras nun al la onklo. - Ich komme von meinem Opa und ich gehe jetzt zu meinem Onkel.
  • Mi foriras, sed atendu min, ĉar mi baldaŭ revenos. - Ich gehe fort, aber warte auf mich, weil ich bald zurückkomme.
  • Por miaj kvar infanoj mi aĉetis dek du pomojn. - Für meine vier Kinder kaufte ich zwölf Äpfel.
  • Kiam mi finos mian laboron, mi serĉos mian horloĝon. - Wenn ich meine Arbeit beenden werde, werde ich meine Uhr suchen.
  • Mi prenos miajn glitilojn kaj iros gliti. - Ich werde meine Schlittschuhe nehmen und eislaufen gehen.

Ni

Ni (wir) steht im Plural (und weist gänzlich auf kein Geschlecht hin). Ni und nia (unser) wird vom Sprecher verwendet, um über sich selbst und über eine andere Person/über andere Personen zu sprechen. Ni kann ich und eine andere Person, ich und mehrere andere Personen, ich und alle andere Menschen, oder ich und du bedeuten. Einmal schließt das Pronomen ni den angesprochenen/die angesprochene Menschen mit ein, ein anderes mal nicht. Welche Personen eingeschlossen sind, kann nur der Zusammenhang verdeutlichen:

  • Ni vidas per la okuloj kaj aŭdas per la oreloj. - Wir sehen mit die Augen und hören mit den Ohren.

  • Ni disiĝis kaj iris en diversajn flankojn: mi iris dekstren, kaj li iris maldekstren. - Wir trennten uns und gingen zu unterschiedlichen Seiten: Ich ging nach rechts und er ging nach links.

    Ni = "ich und er".

  • Kiam vi ekparolis, ni atendis aŭdi ion novan, sed baldaŭ ni vidis, ke ni trompiĝis. - Als du zu sprechen begannst, warteten wir darauf etwas Neues zu hören, aber bald sahen wir, dass wir uns irrten.

    Ni = "ich und andere Menschen, aber nicht der Angesprochene".

  • La nokto estis tiel malluma, ke ni nenion povis vidi eĉ antaŭ nia nazo. - Die Nacht war so finster, dass wir nichts sehen konnten, nicht mal etwas vor unserer Nase.
  • La junulo aliĝis al nia militistaro kaj kuraĝe batalis kune kun ni kontraŭ niaj malamikoj. - Der Jugendliche trat unserer Armee bei und kämpfte mutig zusammen mit uns gegen unsere Feinde.
  • Kiam vi vidis nin en la salono, li jam antaŭe diris al mi la veron. - Als du uns im Wohnzimmer sahst, hat er mir bereits davor die Wahrheit gesagt.

    Ni = "mich und ihn".

Zweite Person

Vi

Vi (du/ihr) und via (deine/eure) werden vom Sprecher verwendet um über Personen zu sprechen, zu denen man spricht. Vi und via können auch andere Personen miteinschließen, die irgendwie zur selben Gruppe gehören wie die Angesprochenen. In der Grammatik wird dies "die zweite Person" genannt. Man wendet vi genauso auf eine wie auf mehrere Personen an. Vi steht mal im Singular, mal im Plural. Vi weist überhaupt kein Geschlecht auf und ist auch vollkommen neutral was Rang oder Position und Ähnliches betrifft:

  • Sinjoro, vi estas neĝentila. - Sie sind unhöflich.
  • Sinjoroj, vi estas neĝentilaj. - Sie sind unhöflich.
  • Vi estas infanoj. - Ihr seid Kinder.
  • Ĉu vi amas vian patron? - Liebst du deinen Vater?
  • Via parolo estas tute nekomprenebla kaj viaj leteroj estas ĉiam skribitaj tute nelegeble. - Deine Worte sind vollkommen unverständlich und deine Briefe sind immer unlesbar geschrieben.
  • Sidigu vin, sinjoro! - Setzen Sie sich!

Wenn vi das Subjekt eine U-Verbes im Hauptsatz ist, lässt man es gewöhnlich aus.

In einigen Sprachen benutzt man manchmal das Pronomen vi, wenn es um Menschen im Allgemeinem geht. In Esperanto benutzt man dazu das Pronomen oni (man).

Ci

Ci (du) ist ein Singularpronomen zum Ansprechen einer Person (welches überhaupt kein Geschlecht aufweist). Ci und cia (dein) sind nur in der Theorie vorhanden und werden so gut wie nie in der Praxis verwendet. Es ist möglich anzunehmen, dass ci ein reines Singular-vi (du), oder ein vertrauliches intimes (Singular)-vi (du), oder sogar ein beleidigendes (Singular)-vi ist. Tatsächlich ist es aber unmöglich zu sagen, welche Nuancen es aufweist, da es kaum verwendet wird. Manche stellen sich vor, dass ci früher in Esperanto benutzt wurde, und dass diese Verwendung danach nachließ, tatsächlich aber wurde ci nie richtig in der Praxis verwendet. Es tauchte nur gelegentlich im experimentellen Sprachgebrauch und dergleichen auf. Im gewöhnlichen Esperanto benutzte man immer das Wort vi als Fürwort, um andere anzusprechen.

Dritte Person

Alles was nicht mi (ich), ni (wir) oder vi (du/ihr) (oder ci) ist, wird "die dritte Person" genannt. Die Pronomen li (er), ŝi (sie), ĝi (es) und ili (sie), und lia (sein), ŝia (ihr), ĝia (sein), ilia (ihre) werden verwendet, um über etwas Bekannten zu sprechen, was weder der Sprecher noch der Angesprochene ist. Oni (man) und onia werden verwendet um über (eine) unbekannte Person(en) zu sprechen. Si (sich) kaj sia ersetzten die anderen Pronomen in der dritten Person in gewissen Fällen.

Li und ŝi

Li (er) und ŝi (sie) stehen im Singular. Li und lia (seine) werden verwendet, wenn man über eine männliche Person spricht. Ŝi und ŝia (ihre) werden verwendet, wenn es um eine weibliche Person geht:

  • Li estas knabo, kaj ŝi estas knabino. - Er ist ein Junge und sie ist ein Mädchen.
  • Li estas mia onklo. - Er ist mein Onkel.
  • Ŝi estas mia onklino. - Sie ist meine Tante.
  • En la salono estis neniu krom li kaj lia fianĉino. - Im Wohnzimmer war keiner, außer er und seine Braut.
  • Mi renkontis vian patrinon kaj ŝian kolegon. - Ich traf deine Mutter und ihren Kollegen.

Wenn man über Personen spricht, dessen Geschlecht nicht bekannt ist, oder wenn man im Allgemeinem über die Menschen beliebiges Geschlechts spricht, benutzt man normalerweise li (er). Li hat somit zwei Bedeutungen: Die männliche Person oder die Menschheit:

  • Ĉiu, kiu ŝin vidis, povis pensi, ke li vidas la patrinon. - Jeder, der sie sah, konnte denken, dass er die Mutter sah.

    Li (er) steht hier für ĉiu (alle), also für ĉiu persono (jede Person).

  • Se vi iros al kuracisto, li povos helpi vin. - Wenn du zum Arzt gehst, wird er dir helfen können.

    Es geht um irgendeinem beliebigen Arzt, unabhängig welches Geschlechtes.

Dieser Gebrauch von li wie hier, wird manchmal als sexuelle Diskriminierung angesehen, tatsächlich ist es aber nur eine grammatische Funktion. Man benutzt li, nicht weil man die Frauen ignoriert, sondern weil li zweideutig ist: männlich und geschlechtsneutral. Das kann aber doch manchmal zu Unklarheiten führen. Dann sollte man nicht zögern sich klarer auszudrücken, z.B. durch ŝi aŭ li (sie oder er), tiu (diese(-r)), tiu persono (diese Person) und durch Ähnliche.

Anmerkung: Dennoch zögerte keiner neue Fürwörter vorzuschlagen, um den neutralen Gebrauch von li zu ersetzen. Mehr oder weniger wurden bereits alle freie Konsonanten + "i" vorgeschlagen, ohne sehr viele brauchbare Ergebnisse. Aber zurzeit kann man manchmal ŝli und ri antreffen, während anderen auf gi oder ĵi oder irgendein anderen beharren.

Ĝi

Ĝi (es) steht im Singular. Ĝi und ĝia (seine) werden verwendet um über Geschlechtsloses zu sprechen:

  • La tranĉilo tranĉas bone, ĉar ĝi estas akra. - Das Messer schneidet gut, weil es scharf ist.
  • Trovinte pomon, mi ĝin manĝis. - Nachdem ich den Apfel fand, aß ich ihn.
  • Mi disŝiris la leteron kaj disĵetis ĝiajn pecetojn en ĉiujn angulojn de la ĉambro. - Ich zerriss den Brief und verteilte seine Teilchen in allen Ecken des Zimmers.

Man benutzt ĝi (es) auch bei Säuglingen, die so jung sind, dass das Geschlecht von keiner Bedeutung ist. Man kann aber auch li benutzen, um auf diese Weise mit Menschen umzugehen, deren Geschlecht man nicht kennt:

  • La infano ploras, ĉar ĝi volas manĝi. - Das Kind weint, weil es essen will.
  • Mi montris al la infano, kie kuŝas ĝia pupo. - Ich zeigte dem Kind, wo seine Puppe liegt.

Möchte man aber besonders auf das Geschlecht des Säuglings hinweisen, oder über ein älteres Kind sprechen, benutzt man natürlich li (er) oder ŝi (sie).

Ĝi (es) wird auch verwendet um über Tiere zu sprechen, selbst dann, wenn deren Geschlechter bekannt ist:

  • "Pip, pip!" diris subite malgranda muso, kiu elkuris, kaj post ĝi venis ankoraŭ unu. - "Piep, piep!" machte plötzlich eine kleine Maus, die heraus lief, und nach dieser kam noch eine.
  • Mi frapos vian ĉevalon sur la kapon tiel, ke ĝi falos senviva. - Ich werde dein Pferd so auf den Kopf schlagen, dass es leblos zu Boden fällt.

In besonderen Fällen, um Missverständnisse zu vermeiden, kann man li(er) oder ŝi (sie) bei Tieren verwenden.

Ĝi (es) kann auch Singular-Gruppenwörter repräsentieren, wie: familio (Familie), popolo (Bevölkerung), armeo (Armee) und Ähnliche:

  • Hodiaŭ la problemo interesas la publikon, morgaŭ ĝi povas esti indiferenta pri ĝi. - Heute interessiert sich die Öffentlichkeit für das Problem, morgen könnte es ihr gleichgültig sein.

    Das erste ĝi steht für die Öffentlichkeit (mehrere Menschen). (das zweite ĝi für das Problem.)

Ĝi repräsentiert normalerweise konkrete Begriffe, Tiere und andere klar definierten Dinge. Tio wird verwendet für abstrakte Zusammenhänge, um ganze Sätze zu verkörpern oder für unbestimmte Dinge (= tiu afero):

  • — Ŝi forvojaĝis. — Jes, mi tion scias. = Jes, mi scias, ke ŝi forvojaĝis. - — Sie verreiste. — Ja, ich weiß das. = Ja, ich weiß, dass sie verreiste.

Ili

Ili (sie) steht im Plural. Ili und ilia (ihre) werden verwendet, um über bekannte Dinge oder Menschen im Plural zu sprechen.

  • Kie estas la knaboj? Ili estas en la ĝardeno. - Wo sind die Jungen? Sie sind im Garten.
  • Kie estas la knabinoj? Ili ankaŭ estas en la ĝardeno. - Wo sind die Mädchen? Sie sind auch im Garten.
  • Kie estas la tranĉiloj? Ili kuŝas sur la tablo. - Wo sind die Messer? Sie liegen auf dem Tisch.
  • Donu al la birdoj akvon, ĉar ili volas trinki. - Gebt den Vögeln Wasser, weil sie trinken wollen.
  • Sinjoro Petro kaj lia edzino tre amas miajn infanojn; mi ankaŭ tre amas iliajn infanojn. - Herr Petro und seine Ehefrau lieben meine Kinder sehr. Ich liebe ihre Kinder auch sehr.

In einigen Sprachen benutzt man manchmal das Pronomen ili (sie) bei unbestimmten Menschen. In Esperanto sollte man dann oni (man) benutzen.

Oni

Oni (man) und onia (besitzanzeigendes "man") sind Indefinitpronomen, die verwendet werden, wenn man über irgendeine beliebige Person, über viele oder einige unbekannte Personen spricht, wenn es nicht von Wichtigkeit ist, um welchen Personen es sich handelt, und Ähnliches. Oni steht normalerweise im Singular, kann aber auch im Plural stehen. Oni zeigt auf gar kein Geschlecht hin:

  • En malbona vetero oni povas facile malvarmumi. - Bei schlechten Wetter kann man sich leicht erkälten.
  • Kiam oni estas riĉa (aŭ riĉaj), oni havas multajn amikojn. - Wenn man reich ist, hat man viele Freunde.
  • Oni diras, ke la vero ĉiam venkas. - Man sagt, dass die Wahrheit immer siegt.
  • Kun bruo oni malfermis la pordegon, kaj la kaleŝo enveturis en la korton. - Mit Lärm öffnete man das Tor und die Kutsche fuhr in den Hof ein.
  • Oni tiel malhelpis al mi, ke mi malbonigis mian tutan laboron. - Man behinderte mich so, dass ich meine ganze Arbeit verschlechterte.
  • La malpura aero malsanigas onin. - Die unsaubere Luft macht einen krank.
  • Kiam oni venas al tiu urbo, oni devas atenti pri la krimuloj. Ili kapablas ŝteli eĉ oniajn vestaĵojn. - Wenn man in diese Stadt kommt, sollte man auf die Kriminellen achten. Sie können einem sogar die Kleidung stehlen.
  • Ne kritiku onin, ĉar oni povas ankaŭ vin kritiki. - Urteile nicht über einen anderen, denn man kann auch über dich urteilen.

In der Praxis tritt sehr selten der Fall ein, dass man onin und onia benutzen kann. Wegen dieser Seltenheit empfinden einige diese Formen als seltsam und vermeiden ihren Gebrauch, selbst wenn sie hilfreich sein könnten.

Si

Si und sia sind spezielle Pronomen der 3. Person, die man in gewissen Fällen anstelle der gewöhnlichen Pronomen der 3. Person benutzten soll. Si steht, abhängig von was es verkörpert, mal im Singular, mal im Plural. Si selbst weist auf kein Geschlecht hin.

Häufig kommt es vor, dass dies, welches die Rolle eines Subjekts einnimmt, auch in einer anderen Rolle im gleichem Satz auftaucht. Wenn das Subjekt mi, ni oder vi (oder ci) ist, wiederholt man einfach das selbe Pronomen:

  • Mi lavas min. - Ich wasche mich.

    Die zwei mis sind die selben Personen.

  • Mi vidas mian fraton. - Ich sehe meinen Bruder.

    Mi (ich) und mia (meinen) zeigen auf die selbe Person.

  • Ni lavas nin. - Wir waschen uns.

    Die zwei nis sind die gleichen Personen.

  • Ni vidas niajn fratojn. - Wir sehen unsere Brüder.

    Ni (wir) und nia (unsere) zeigen auf die selben Personen.

  • Vi lavas vin. - Du wäscht dich./Ihr wascht euch.

    Die zwei vis sind die gleiche(n) Person(en).

  • Vi vidas viajn fratojn. - Du siehst deine Brüder./Ihr sieht eure Brüder.

    Vi (du/ihr) und via (deine/eure) zeigen auf die selbe(n) Person(en).

Wenn aber das Subjekt in der 3. Person steht (weder der Sprecher, noch der Angesprochene), sollte man si für eine andere Rolle benutzen. Wenn man beispielsweise li sowohl als Subjekt als auch in einer andren Rolle benutzt, dann geht es unabdingbar um zwei unterschiedliche Männer. Das selbe gilt für ŝi (sie), ĝi (es) und ili (sie):

  • Ŝi lavas ŝin. - Sie wäscht sie.

    Eine Frau wäscht eine andere Frau.

  • Ŝi lavas sin. - Sie wäscht sich.

    Eine Frau wäscht den eigenen Körper. Ŝi (sie) und sin (sich) zeigen auf die selbe Person.

  • Ŝi vidas ŝian patrinon. - Sie sieht ihre Mutter.

    Eine Frau sieht die Mutter einer anderen Frau.

  • Ŝi vidas sian patrinon. - Sie sieht ihre Mutter.

    Eine Frau sieht die eigene Mutter.

  • La virino serĉas ŝian filon. - Die Frau sucht ihren Sohn.

    Die Frau sucht den Sohn einer anderen Frau.

  • La virino serĉas sian filon. - Die Frau sucht ihren Sohn.

    Eine Frau sucht den eigenen Sohn.

  • Li lavas lin. - Er wäscht ihn.

    Ein Mann wäscht einen anderen Mann.

  • Li lavas sin. - Er wäscht sich.

    Ein Mann wäscht den eigenen Körper. Li (er) und sin (sich) zeigen auf die selbe Person.

  • Ĝi lavas ĝin. - Es wäscht sich.

    Ein Tier wäscht ein anderes Tier (oder einen Gegenstand).

  • Ĝi lavas sin. - Es wäscht sich.

    Ein Tier wäscht den eigenen Körper. Ĝi (es) und sin (sich) zeigen auf das selbe Tier.

  • La hundo ludas per sia pilko. - Der Hund spielt mit seinem Ball.

    Der Hund spielt mit dem eigenen Ball.

  • Ili lavas ilin. - Sie waschen sie.

    Eine Personen- oder Tiergruppe wäscht eine andere Gruppe.

  • Ili lavas sin. - Sie waschen sich.

    Eine Gruppe wäscht ihre eigenen Körper. Ili und sin zeigen auf die selbe Gruppe.

  • La naĝintoj ne trovas siajn vestaĵojn. - Die, die geschwommen sind, finden ihre Kleidungsstücke nicht.

    Die, die geschwommen sind, finden die eigenen Kleidungsstücke nicht.

  • Oni ne forgesas facile sian unuan amon. - Man vergisst nicht leicht seine große Liebe.

9.7.1 Si kann kein Subjekt sein.

Si kann niemals selbst ein Subjekt sein, auch nicht der Teil eines Subjektes, weil si dann sich selbst verkörpern würde. Genauso wenig kann sia Teil des Subjektes sein. Diese Sätze sind nicht möglich: Si manĝas. Mi kaj si dancas. Petro kaj si fiŝkaptas. Mia kaj sia fratoj estas samklasanoj. Sia edzino estis kisata de li. Sage also nicht: Karlo kaj sia frato promenas en la parko. Wann man diese Sätze sagen würde, würde man wahrscheinlich beabsichtigen, das sia Karlo verkörpern solle, aber das Subjekt ist ja nicht Karlo, sondern Karlo kaj sia frato. Sage: Karlo kaj lia frato promenas en la parko. Trotzdem kann man si benutzen, wenn man den Satz folgendermaßen verändert: Karlo kun sia frato promenas en la parko. Jetzt ist das Subjekt Karlo, und sia verkörpert richtigerweise Karlo. Der Satzteil kun sia frato ist kein Teil des Subjektes, sondern eine kun-Angabe.

Si im Passiv-Satz

Si und sia vertreten das grammatikalische Subjekt. Dies gilt auch in Passiv-Sätzen, obwohl das grammatische Subjekt in diesen Sätzen nicht der Agens ist:

  • Ŝi estas amata de siaj instruistinoj. - Sie wird von ihren Lehrerin geliebt.
  • Karlo estis akompanata de Petro al sia domo. = ...al la domo de Karlo. - Karl wird von Petro zu seinem Haus begleitet. =...in Karlos Haus.
  • Karlo estis akompanata de Petro al lia domo. = ...al la domo de Petro. - Karl wird von Petro zu seinem Haus begleitet. =...in Petros Haus.
  • Li sendas leteron al sia kuzo.Letero estas sendata de li al lia (propra) kuzo. - Er schickt einen Brief an seinen Cousin. → Ein Brief wird von ihm an seinem (eigenen) Cousin geschickt.

    In dem Passiv-Satz kann man nicht al sia kuzo sagen, denn dann würde es um den Cousin aus dem Brief gehen.

Nebensatz

Das Prädikat des Nebensatzes besitzt ein eigenes Subjekt. Wenn man si(a) im Nebensatz benutzt, sollte es immer das Subjekt des Nebensatzes verkörpern, niemals aber das Subjekt des Hauptsatzes:

  • Elizabeto rigardis la viron, kiu kombis al si la harojn. - Elisabeth sah den Mann, der sich die Haare kämmte.

    Der Mann kämmte die eigenen Haare (nicht die von Elisabeth). Si verkörpert das Subjekt von kombis, nämlichkiu (und kiu verkörpert den Mann).

  • Karlo kaj Petro diris, ke la infanoj jam vestis sin. - Karl und Petro sagten, dass die Kinder sich bereits anzogen.

    Die Kinder bekleideten den eigenen Körper (nicht die von Karl oder Petro).

  • Li vidis, ke la hundo ludas per sia pilko. - Er sah, dass der Hund mit seinem Ball spielte.

    Der Ball gehört dem Hund (dem Subjekt des Nebensatzes).

  • Abimeleĥ, la reĝo de la Filiŝtoj, rigardis tra la fenestro, kaj vidis, ke Isaak amuziĝas kun sia edzino Rebeka. - Abimeleĥ, der König von Filiŝtoj, blickte durch das Fenster, und sah, das Isaak sich mit seiner Ehefrau Rebeka amüsierte.

    Rebeka ist Issaks Ehefrau (das Subjekt von amuziĝas), nicht Abimeleĥs (das Subjekt von vidis). Wenn es die Ehefrau Abimeleĥs wäre, würde man lia edzino sagen.

  • Mia avo diris, ke li tre amis sian patrinon. - Mein Opa sagte, dass er seine Mutter sehr geliebt hat.

    Sian verkörpert das Subjekt von amis, li, welches identisch mit mia avo sein kann, aber auch ein anderer Mann sein kann.

Si kann nicht selbst ein Subjekt sein. Es ist auch nicht möglich si wie ein Subjekt des Nebensatzes zu verwenden, auch nicht wie ein Teil des Subjektes des Nebensatzes mit dem Ziel, dass si das Subjekt des Hauptsatzes vertreten soll. Nicht möglich ist: Karlo diris, ke si venos morgaŭ. Auch nicht: Karlo diris, ke sia frato venos morgaŭ. Si im Nebensatz verkörpert immer das Subjekt des Nebensatzes selbst. Man sollte sagen: Karlo diris, ke li venos... / ke lia frato venos... Auch nicht möglich ist: Ŝi sentis, ke pluvas sur sin. Man sollte sagen: Ŝi sentis, ke pluvas sur ŝin.

Partizipien mit einer A-Endung sind sozusagen Nebensätze:

  • Li ekvidis la anĝelon de la Eternulo, starantan sur la vojo kun elingigita glavo en sia mano. - Er erblickte den Engel der Ewige, stehend mit einem aus der Scheide herausgezogenen Schwert in seiner Hand auf dem Weg.

    Der Engel war "stehend" mit einem Schwer in seiner Hand.

  • Karlo promenis kun virino vestita per sia plej bela vesto. - Karlo spazierte mit einer Frau, gekleidet mit ihren schönsten Kleid.

    Sie war gekleidet mit ihren schönstes Klein.

Auch Vergleichsausdrücke, eingeleitet durch kiel oder ol, sind sozusagen Nebensätze. Si innerhalb dieses Vergleichsausdruckes soll das Subjekt des ausgelassenen Verbes verkörpern:

  • Ŝi amas lin kiel sin mem. - Sie liebt ihn wie sich selbst.

    Sie liebt ihn, wie sie sich selbst liebt.

  • Ŝi estas tiel saĝa kiel ŝia fratino. - Sie ist so weise wie ihre Schwester.

    Auch ihre Schwester ist weise.

  • Li punis ilin same kiel siajn fratojn. - Er bestrafte ihn genauso wie seinen Brüder.

    Er bestrafte auch seine Brüder.

  • Ŝi amas lin pli ol sin mem. - Sie liebt ihn mehr als sich selbst.

    Sie liebt ihn mehr als sie sich selbst liebt.

  • Li estas pli aĝa ol lia frato. - Er ist älter als sein Bruder.

    Sein Bruder ist alt (aber weniger).

Komplexe nachgestellte Ergänzungen oder Zusätze des Substantives können wie ein Nebensatz mit einem ausgelassenen Verb betrachtet werden. si kann dann das Subjekt des ausgelassenen Verbes verkörpern. Dieses Subjekt ist immer identisch mit dem vorherigem Substantiv. Der Gebrauch dieser Sätze ist dennoch uneinheitlich:

  • Ili vizitis muzeon faman pro siaj belaj pentraĵoj. = ...muzeon, kiu estas fama pro siaj belaj pentraĵoj. - Sie besuchten ein für seine schönen Gemälden berühmtes Museum. = ...ein Museum, welche für seine schönen Gemälde bekannt ist.

    Die Gemälde gehören dem Museum.

  • Picasso vizitis muzeon faman pro liaj pentraĵoj. = ...muzeon, kiu estas fama pro liaj pentraĵoj. - Picasso besuchte ein für seine Gemälde berühmtes Museum. = ...ein Museum, welches berühmt für seine Gemälde ist.

    Die Gemälde sind von Picasso.

  • Ŝi vidis soldaton kun sia pafilo en la mano. = ...soldaton, kiu staris kun sia pafilo en la mano. - Sie sah einen Soldat mit seinem Gewehr in der Hand. = einen Soldat, der mit seinem Gewehr in der Hand steht.

Infinitiv

Wenn man si (sich) zusammen mit Verben im Infintiv benutzt, steht si für das Subjekt des Infinitives.

  • Ĉiu homo devas zorgi pri si mem. - Alle Menschen sollen um sich selbst Sorge tragen.

    Si steht für das Subjekt von zorgi (sorgen. Es ist identisch mit dem Subjekt von devas (sollen).

  • La sinjoro ordonis al la servisto vesti sin. - Der Herr befahl dem Diener sich anzuziehen.

    Das Subjekt von vesti (anziehen) ist la servisto (der Diener). Sin verkörpert den Diener.

  • La sinjoro ordonis al la servisto vesti lin. - Der Herr befahl den Diener ihn anzuziehen.

    Der Diener soll sich nicht selbst anziehen, sondern einen anderen Mann, am wahrscheinlichsten den Herrn.

Wenn das Subjekt des Infinitives nicht im Satz vorkommt, und wenn es überhaupt nicht wichtig ist, lässt man normalerweise das si das Subjekt des Prädikates verkörpern:

  • La reĝo sendis voki sian kuraciston. - Der König ordnete an seinen Arzt zu rufen.

    Das Subjekt von voki (anordnen) kommt nicht im Satz vor und ist unwichtig. Deshalb kann sia den König verkörpern. Man behandelt sendis voki wie ein Verb mit nur einem Subjekt, der König.

  • La reĝo sendis la serviston voki lian kuraciston. - Der König befahl den Diener seinen (eines anderem) Arzt zu rufen.

    Hier kommt das Subjekt (der Diener) von voki vor. Wenn man sian kuraciston gesagt hätte, hätte der Diener seinen eigenen Arzt rufen sollen und nicht den des Königs.

Substantiv der Handlung (Nomen actionis)

Wenn sich ein Substantiv eindeutig auf eine Handlung bezieht, und wenn das Subjekt dieser Handlung anwesend ist, sollte si normalerweise dieses Subjekt verkörpern. Dennoch sind die Regeln nicht festgelegt:

  • Petro pacience aŭskultis la plendadon de Karlo pri ĉiuj siaj problemoj. - Petro hörte sich geduldig Karlos Klagen über seine (Karlos) Probleme an.

    Karlo beschwerte sich über aller seiner (eigenen) Probleme. Es sind Karlos Probleme (das Subjekt von plendado), und nicht die Petros (Das Subjekt von aŭskultis).

Wenn sia vor einem Substantiv der Handlung als dessen Artikelwort steht, verkörpert es immer das Subjekt des Prädikates:

  • Karlo rakontis al Eva pri sia vojaĝo al Azio. - Karlo erzählte Eva über seine (eigene) Reise nach Asien.

    Karlo reiste nach Asien.

  • Karlo demandis al Eva pri ŝia vojaĝo al Eŭropo. - Karlo fragte Eva über ihr (Evas) Reise nach Europa.

    Eva reiste nach Europa.

Si(a) (sich) in festen Redewendungen

In einigen festen Redewendungen folgt si(a) nicht den gewöhnlichen Regeln:

  • siatempe = "in der Zeit, in der betreffenden Zeit, seinerzeit". Wenn siatempe diese spezielle Bedeutung hat, sagt man stets siatempe unabhängig vom Subjekt: Mi volis siatempe proponi regulon. (Ich wollte seinerzeit eine Regel vorschlagen.) Tiam mi donos al via lando pluvon siatempe. (Dann werde ich deinem Land Regen geben zu seiner Zeit.)
  • Substantiv + en si = "...solcherart, wie es ist; an sich". Wenn es um diese spezielle Bedeutung geht, verwendet man si sogar dann, wenn die betreffende Sache nicht das Subjekt ist: Se oni rigardas la aferon en si, oni vidas... = Se oni rigardas la aferon tia, kia ĝi estas... (Wenn man die Sache an sich betrachtet, sieht man ...)
Zurück nach oben